Wildpflanzen sammeln im November
November – Zeit der Nebeltänze
Sanft legt sich der November wie ein Schleier über das Land. Ein feiner Nebel schwebt über den Feldern, während die letzten Blätter von den Bäumen segeln.
Wo vor kurzem noch bunte Herbstfarben leuchteten, breitet sich nun ein samtiger Teppich aus raschelndem Laub aus.
Mit jedem Schritt steigt mir der erdig-würzige Duft in die Nase. Dieser ganz besondere Geruch, der nur dem Spätherbst eigen ist: von buntem Laub, vergehenden Früchten, einem Hauch von Pilzen, feuchtem Walboden und Moos. Er erzählt von Vergänglichkeit und neuem Werden.
Die Pflanzen haben sich zu einem großen Teil in ihre Wurzeln zurückgezogen. Oberirdische Pflanzenteile sind verwelkt und die Pflanzen bereiten sich auf Rückzug vor. Sie sammeln all ihre Kräfte, um im nächsten Frühling wieder mit voller Energie auszutreiben und in die Höhe zu wachsen.
Die leise Melodie des Novembers
Während das geschäftige Treiben der warmen Tage verstummt – keine summenden Bienen mehr, keine zirpenden Grillen, keine singenden Sommervögel – offenbart der November seine eigene, leisere Klangwelt:
Das samtweiche Fallen der Nebeltropfen, das zarte Knistern des ersten Frosts auf welken Blättern und das gedämpfte Echo unserer Schritte auf dem feuchten Waldboden erzählen die Geschichte einer Natur, die sich sanft zur Ruhe bettet. Nur hier und da durchbricht das heisere Krächzen einer Rabenkrähe die Stille, oder eine Amsel raschelt geschäftig im feuchten Laub auf der Suche nach den letzten Beeren und versteckten Würmern.
In diesen stillen Momenten bin ich tief verbunden mit dem natürlichen Rhythmus des Jahres.
In der Morgendämmerung zeigt sich ein besonderer Zauber dieser Zeit: Wie winzige Perlenketten schweben filigrane Spinnennetze mit Tautropfen zwischen den Gräsern, funkeln wie winzige Sterne im ersten Licht.
Mein Atem tanzt in kleinen Wolken durch die eiskalte Luft.
Besonders magisch ist die Abenddämmerung, wenn sich der Himmel in zartes Violett taucht und die kahlen Äste der Bäume sich wie feine Scherenschnitte gegen den Horizont abheben. Die Luft ist klar und rein, manchmal durchzogen vom würzigen Duft eines fernen Kaminfeuers, der die Vorfreude auf gemütliche Winterabende weckt.
Letzte Früchte des Jahres
An den kahlen Zweigen leuchten noch die roten Laternen der Hagebutten, prall gefüllt mit Vitamin C – als hätte die Natur gewusst, was wir im Winter brauchen werden. Wenn ich ihr fruchtig-saures Mark vorsichtig aus einer Frucht lutsche, schließe ich meine Augen und bin glücklich.
Die fast schwarzen, noch sauren Schlehen, warten noch auf richtigen Frost, um ihre Süße preiszugeben, die wir dann zu süßsauren Köstlichkeiten verarbeiten können, wie z. B. einen winterlichen Sloe Gin.
Die dunkle Jahreszeit lädt uns ein, selbst zur Ruhe zu kommen, unsere Schritte zu verlangsamen und bewusster wahrzunehmen, was uns umgibt. Wie die Pflanzen, die ihre Kraft nach innen ziehen, dürfen auch wir uns Zeit für Stille und Besinnung nehmen.
Jeder Spaziergang wird so zu einer kleinen Entdeckungsreise, jeder gesammelte Schatz zu einem Geschenk. Wenn wir mit offenen Sinnen durch diese Zeit gehen, offenbart uns der November seine ganz eigene, zurückhaltende Schönheit.
Diese Wildpflanzen kannst du im November sammeln
- Brennnessel
- Eiche
- Engelwurz
- Gänseblümchen
- Große Klette
- Gundermann
- Knoblauchsrauke
- Löwenzahn
- Malve
- Mädesüß
- Maronen
- Meerrettich
- Mispeln
- Nachtkerze
- Nelkenwurz
- Pfefferkraut
- Rose (Früchte)
- Sauerampfer
- Schafgarbe
- Schaumkräuter
- Schlehe
- Taubnessel
- Topinambur
- Vogelmiere
- Wacholder
- Wegeriche
- Wegwarte
- Wiesen-Bärenklau
- Wilde Möhre
Und natürlich auch, ob du an den richtigen Orten suchst.
Welche Teile der Wildpflanzen sind gerade jetzt voller Wirkstoffe?
Blätter, Blüten, Früchte oder Wurzeln?
Damit dir nichts entgeht, habe ich einen Sammelkalender zusammengestellt.
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